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Tierversuche verstehen erhält Science Hero-Preis 2024

Tierversuche verstehen erhielt von der Konferenz Biologischer Fachbereiche (KBF) den „Science Hero-Preis“ für den besonderen Beitrag zur Wissenschaftskommunikation. Besonders die sachliche und faktenbasierte Aufklärung der Initiative wird gelobt. Seit 2015 wird der Preis alle zwei Jahre an verschiedene Organisationen oder Personen vergeben.

 

Die Initiative Tierversuche verstehen leiste einen besonderen Beitrag zur Wissenschaftskommunikation, indem sie tendenziösen Fehlinformationen durch einschlägige Gruppen entgegenwirke, begründet die Konferenz Biologischer Fachbereiche ihre Wahl. Sie führt als Beispiel die Berichterstattung und gründlich recherchierten Hintergrundinformationen zur Bürgerinitiative „Save Cruelty Free Cosmetics“ an. Die Bürgerinitiative hatte im vergangenen Jahr in einer Petition von der Europäischen Union unter anderem einen fest terminierten Ausstieg aus dem Tierversuch gefordert. Die EU-Kommission lehnte das ab. 

„Tierversuche verstehen klärt seit vielen Jahren fair und ohne Effekthascherei zu einem Thema auf, das in der öffentlichen Diskussion sicherlich nicht immer einfach zu moderieren ist. Dabei geht es nicht darum, Dinge zur eigenen Wahrheit zurechtzubiegen, sondern mit Hilfe von Fakten die Debatte stets sachlich zu halten“, sagt PD Dr. Alois Palmetshofer, Sprecher der Konferenz Biologischer Fachbereiche.

Die Vergabe des Science Hero-Preises erfolgt an Personen oder Organisationen in der biowissenschaftlichen Forschung und Lehre, die laut KBF „bürokratische Ausuferungen oder politische Absurditäten mit Humor bekämpfen, standhaft ertragen oder effizient vermieden haben“. Bei dem Preis handelt es sich um ein Bronzeskulptur. Sie zeigt eine Eule, die auf einer Ansammlung von Paragraphen-Zeichen sitzt. Als Symbol der Weisheit verkörpert die Eule die Grundlagenforschung in Deutschland, die an die Bürokratie gebunden ist.

 


Prof. Stefan Treue (links), Sprecher der Initiative, Martin Schleinhege (mitte), Projektkoordinator, sowie Dr. Roman Stilling (rechts), wissenschaftlicher Referent, nahmen die Auszeichnung für die Initiative in Nürnberg entgegen.


Tierversuche verstehen begleitet die Forschung an Tieren als Informationsinitiative der deutschen Wissenschaft seit September 2016 sowohl über die Plattform Webseite hier als auch durch zahlreiche begleitende Maßnahmen auf kommunikativer Ebene. Dazu zählt der Kompass Tierversuche, der seit 2021 die Daten der jährlichen Versuchstierstatistik durch Beispiele und Infografiken greifbarer macht. Weitere Aktivitäten sind etwa der alle zwei Wochen erscheinende Podcast „Fabeln, Fell und Fakten“, der Schüler*innen-Wettbewerb „Triff den Nobelpreisträger/Triff die Nobelpreisträgerin“ oder die Video-Reihe „Mein wunder Punkt“, in der Patient*innen ihre Geschichten erzählen.

Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung. Uns fällt auf, dass sich die Berichterstattung über Tierversuche in den vergangenen Jahren verbessert hat – von der reinen Emotionalität, die das Thema mit sich bringt, hin zu einer Einordnung anhand von Fakten. Wir sind stolz, dass wir mit unserer Arbeit durch mehr Transparenz zu einer wichtigen gesellschaftlichen Diskussion beitragen.

Prof. Stefan Treue, Sprecher der Initiative Tierversuche verstehen

 

Science Hero-Preis 2022 für Melanie Brinkmann

KBF-Preis für gute Lehre und kreative Forschung bei MNFT-Jahrestagung vergeben.

Science Hero Preisübergabe. Prof. Melanie Brinkmann mit Sprecher und Stv. der KBF, PD Alois Palmetshofer (r.) und Prof. Dietrich Nies (l.) Bild: Beate Volke
Science Hero Preisübergabe. Prof. Melanie Brinkmann mit Sprecher und Stv. der KBF, PD Alois Palmetshofer (r.) und Prof. Dietrich Nies (l.) Bild: Beate Volke

Melanie Brinkmann ist Professorin am Institut für Genetik an der Technischen Universität Braunschweig und leitet am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) die Forschungsgruppe „Virale Immunmodulation“. Sie hat unter anderem zur Verbreitung von SARS-CoV-2 über Aerosole geforscht. Mit dem ScienceHero-Preis wird vor allem ihre Rolle in der Wissenskommunikation und beim Wissenstransfer während der Corona-Pandemie honoriert.

 

„Sie macht das, was ein Wissenschaftler, eine Wissenschaftlerin, machen sollte: Mit dem Wissen in die Öffentlichkeit gehen, die Politik beraten, gewissenhaft, neutral und sachlich. Frau Professorin Brinkmann hat das brillant erfüllt. Unsere Preis-Entscheidung fiel deshalb, einfach gesagt, zwangsnotwendig auf sie: Sie ist unser Science Hero“, sagt Professor Robert Hänsch, Beiratsmitglied der Konferenz Biologischer Fachbereiche (KBF) und stellvertretender Sprecher des Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultätentag (MNFT) in seiner Laudatio.

 

Zur Person

Melanie Brinkmann studierte Biologie in Göttingen, London und Berlin, und schloss ihre Promotion unter der Betreuung von Prof. Dr. Thomas F. Schulz am Institut für Virologie der Medizinischen Hochschule Hannover/Universität Hannover ab. Danach ging sie mit einem DFG-Forschungsstipendium als Postdoktorandin an das Labor von Prof. Dr. Hidde L. Ploegh an das Whitehead Institute for Biomedical Research in Cambridge, USA. Dort erforschte sie viereinhalb Jahre lang die angeborene Immunantwort, die eine essentielle Rolle bei der Erkennung viraler Infektionen spielt. 2010 übernahm sie die Leitung der Nachwuchsgruppe „Virale Immunmodulation“ am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig.

 

Seit 2018 ist sie Professorin am Institut für Genetik an der TU Braunschweig in dem Forschungsschwerpunkt „Infektionen und Wirkstoffe“ und forscht an der Interaktion zwischen Viren und dem Immunsystem. Professorin Brinkmann ist stellvertretende Vorsitzende des ExpertInnenrats der Bundesregierung, Beiratsmitglied des Leibniz-Instituts für Experimentelle Virologie (LIV) in Hamburg und Beiratsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Virologie (GfV).

 

Entomologischer Verein Krefeld bekommt den Science Hero Preis 2019 für Insektenforschung

Große Blutbiene oder Auen-Blutbiene, Sphecodes albilabris M. Sorg
Große Blutbiene oder Auen-Blutbiene, Sphecodes albilabris M. Sorg

Die Konferenz Biologischer Fachbereiche (KBF) zeichnet den Entomologischen Verein Krefeld, der sich seit 1905 mit der wissenschafltich orientierten Insektenkunde beschäftigt, mit dem Science Hero Preis aus. Die Krefelder Entomologen erheben seit über 30 Jahren systematisch den Bestand von Flugininsekten in zahlreichen Schutzgebieten über die gesamte Vegetationsperiode. Die KBF würdigt die Standhaftigkeit, mit der der Verein unabhängig von wissenschaftlichen Trends konstant entomologische Untersuchungen durchgeführt und so ein immens wichtiges Problem aufgezeigt hat. Der Preis wird am 14. Juni 2019 im Rahmen des Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultätentags verliehen.

Mehr und bessere Forschungsaktivitäten zu Insekten sind nötig

Massive Bestandsrückgänge von Insekten können gravierende Biodiversitätsschäden in der Natur verursachen und sind aufgrund von Kenntnisdefiziten ein unkalkulierbares, existenzielles Risiko. Die Konferenz Biologischer Fachbereiche (KBF) hat deshalb jetzt entschieden, dass der Entomologische Verein Krefeld mit dem Science Hero Preis 2019 geehrt werden soll. Seit 1905 beschäftigt sich der Verein mit der wissenschaftlich orientierten Insektenkunde (Entomologie), wozu vor allem projektbezogene, finanzierte ebenso wie ehrenamtliche Forschungstätigkeiten sowie die konsequente Archivierung aller Originalbelege in den Entomologischen Sammlungen in Krefeld zählen. Ein akuter Weckruf, dass künftig mehr und bessere Forschungsaktivitäten zu Insekten erforderlich sind, kam vom Entomologischen Verein Krefeld.
Die Krefelder Entomologen haben bereits vor dreißig Jahren die Methodik der Datenerhebung von Fluginsekten mittels Malaisefallen standardisiert und Untersuchungen mit konsequent identischem „sampling design“ in zahlreichen Schutzgebieten über ganze Vegetationsperioden durchgeführt. Daraus resultierten unschätzbare Daten und Originalproben sowie eine vielbeachtete Publikation im Jahr 2017 in der internationalen Online-Fachzeitschrift „PLOS ONE“ und ein Kommentar in der Fachzeitschrift „Science“.
Diese jüngste Publikation zu den Daten der Krefelder Entomologen mit einem über 27 Jahre ermittelten Rückgang der Gesamtmenge an Insekten um ca. 76 Prozent in Schutzgebieten erreichte weltweites Aufsehen. Sie wurde von der Gelehrtengesellschaft „Royal Society of Biology“ als einer der „Big Biology Breakthroughs“ des Jahres 2017 bewertet. Aktuell wurden diese Untersuchungsergebnisse zu Insektenrückgängen unter Umweltrisiken in den diesjährigen „Global Risks Report“ aufgenommen.

Ökosysteme sind in Gefahr durch Biodiversitätsschäden

Insekten sind unverzichtbare Bestandteile terrestrischer Lebensräume. Sie sind die wichtigsten Akteure in der Bestäubung von Blütenpflanzen, regulieren Energie- und Nährstoffflüsse und sind Nahrungsquellen für viele andere Arten. „Wir sind bis heute keineswegs in der Lage, die zahlreichen von ihnen ausgeübten Funktionen im Naturhaushalt auch nur annähernd ausreichend zu verstehen“, so Dr. Martin Sorg, Mitglied des Entomologischen Vereins Krefeld. Verluste regional angepasster Populationen und vollständiges Aussterben von Arten in ganzen Naturräumen können irreversible Folgen haben. „Wir haben durch viele unserer Daten den Eindruck, das wir „baselines“ verloren haben und weiter verlieren, und in Unkenntnis über die schleichenden Verluste die jeweils historischen „Zustände“ in ihrer Artendiversität und dem „natürlicheren“ Volumen an Interaktionen gar nicht mehr ausreichend begreifen können“, bedauert Dr. Sorg. Durch ihre Forschungstätigkeit haben die Mitglieder des Entomologischen Vereins Krefeld aufgezeigt, dass durch Insektenrückgänge Ökosystemschäden zu befürchten sind, deren Ausmaß und deren Folgen aufgrund von Kenntnislücken nicht prognostizierbar sind. Hieraus resultiert erheblicher Forschungsbedarf und aktuell ist erkennbar, dass sich die „Forschungslandschaft“ in der Entomologie verändert – und weiter verändern muss. „Bisher betreibt man Biodiversitätsforschung zu Insekten vorzugsweise zu den artenärmsten Insektengruppen. Dies ist als extrem verengter Blickwinkel nicht ausreichend zielführend für ein Verständnis von Biodiversität. Man könnte auch sagen: Tausende von UFO-Fluginsektenarten durchstreifen das Land, üben vermutlich wichtigste Funktionen in der Natur aus - und sind weder in ihrer Bestandsgefährdung bewertet - noch ist ihre Biologie ausreichend bekannt. Notwendig ist daher Grundlagenforschung und ein Langzeitmonitoring auch mit Schwerpunkten zu den artenreichsten Insektengruppen, zu denen der Kenntnisstand
in eklatantem Maße defizitär ist,“ so Dr. Andreas Müller, Vorsitzender des Entomologischen Vereins Krefeld.

Preisverleihung

Die Konferenz Biologischer Fachbereiche fand heuer den Beitrag des Entomologischen Vereins Krefeld so wichtig, dass der Verein im nächsten Jahr mit dem Science Hero Preis ausgezeichnet werden soll. Dr. Müller, Vorsitzender des Entomologischen Vereins Krefeld, freut sich sehr über die Würdigung: „Wir bedanken uns herzlich für die Auszeichnung und nehmen diese auch als Anregung für künftige Forschungstätigkeiten abseits der normalen Wissenschaftsförderung gerne an.“ Der Preisträger erhält eine Bronze-Figur, die eine Eule als Symbol der Weisheit zeigt, die jedoch auf einem Paragraphen-Dschungel thront. Die Figur symbolisiert die Fesselung der für Deutschland so wichtigen Grundlagenforschung durch Bürokratie. Die Vergabe des Science Hero Preises erfolgt an Personen oder Organisationen in der biowissenschaftlichen Forschung und Lehre, die bürokratische Ausuferungen oder politische Absurditäten mit Humor bekämpfen, standhaft ertragen oder effizient vermieden haben. In diesem Fall honoriert die Konferenz Biologischer Fachbereiche die Standhaftigkeit, mit der der Verein unabhängig von wissenschaftlichen Trends konstant entomologische Untersuchungen durchgeführt und so ein immens wichtiges Problem aufgezeigt hat. Die Preisverleihung findet am 14. Juni 2019 in Frankfurt am Main anlässlich der Eröffnung des Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultätentages statt.

Die Konferenz Biologischer Fachbereiche existiert in ihrer jetzigen Form seit 1990. Sie vertritt die Biologischen Fakultäten und biologisch arbeitenden Institute und Fachbereiche der deutschen Universitäten. Ihre Aufgabe ist die Beratung von gemeinsamen Angelegenheiten der Forschung und Lehre, die den biologischen Fachbereichen obliegen, sowie die Vertretung der daraus resultierenden Belange. Die Fachbereiche werden durch eine Senatorin oder einen Senator bei der Konferenz Biologischer Fachbereiche vertreten. Sprecher der Konferenz Biologischer Fachbereiche ist PD Dr. Alois Palmetshofer von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Sein Stellvertreter ist Professor Dr. Dietrich H. Nies von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Mit dem Science Hero Preis werden seit dem Jahr 2015 Personen oder Organisationen in der biowissenschaftlichen Forschung und Lehre geehrt, die Probleme im Bereich der Biowissenschaften durch gute Lehre und kreative Forschung aufgezeigt oder gelöst haben. Die Auszeichnung wird vergeben von der Konferenz Biologischer Fachbereiche.

Kristina Vonend

Über den Preis

Die Konferenz Biologischer Fachbereiche vergibt den Preis seit 2015. Ausgezeichnet werden damit Personen und Organisationen, die Probleme im Bereich der Biowissenschaften durch gute Lehre und kreative Forschung aufgezeigt oder gelöst haben. Bisherige Preisträger waren Prof. Axel Brennicke (Universität Ulm) für seine „Ansichten eines Profs“ im Laborjournal, Prof. Reinhard Paulsen (KIT) für sein Engagement bei der Gründung der KBF und der Entomologische Verein Krefeld, der eine vielbeachtete Studie über das Insektensterben erarbeitete.

 

Über KBF und MNFT

Die Konferenzen der Fachbereiche widmen sich der interuniversitären Kommunikation in den jeweiligen Fachbereichen. Die Biologischen Fakultäten und Fachbereiche der deutschen Universitäten organisieren sich dazu in der Konferenz der Biologischen Fachbereiche (KBF). Die KBF berät beim Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultätentag (MNFT), der Dachorganisation aller naturwissenschaftlichen Fachbereiche, sowie in der Hochschul-Rektorenkonferenz (HRK) in fachspezifischen Angelegenheiten. Auf der MNFT-Plenartagung am 11. Juni 2022 wurde Prof. Robert Hänsch von der TU Braunschweig zum 1. Oktober 2022 zum Sprecher gewählt.


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Umfrage zur Gen-Technik-Sicherheitsverordnung 2019
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Dialogorientiertes Serviceverfahren (DoSV)
20160603_UEberblick_DoSV_TP.pdf
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Convention on Biological Diversity (Vortrag E. Beck)
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